Nach über 30 Jahren kehrt Frank Drebin in Die nackte Kanone (2025) zurück. Das Remake mit Liam Neeson als Schussel-Polizist beruht auf einer der legendärsten Spoof-Filmreihen aller Zeiten. Geschaffen hat Die nackte Kanone (1988) ein Filmemacher-Trio, das als ZAZ in die Filmgeschichte eingegangen ist.
Die Brüder David und Jerry Zucker sowie Jim Abrahams, kurz: ZAZ, kennen sich seit ihrer Kindheit und gründeten beim Studium an der University of Wisconsin-Madison gemeinsam eine Theatergruppe namens The Kentucky Fried Theater. Ihr dort entwickelter schräger Humor und ihre Vorliebe für den Spoof-Film blieb die Basis ihrer gemeinsamen filmischen Arbeit. Die visuellen Gags, Genreparodien und Nonsense-Dialoge stehen bis heute als unverwechselbare Marke. Nimmt man die sechsteilige TV-Serie Die nackte Pistole (1982) dazu, haben die Drei acht gemeinsame Projekte realisiert, jedes für sich absolute Klassiker des Spoof-Films. Nach 1994 haben ZAZ als Trio nicht mehr zusammengearbeitet.
Im folgenden stellen wir Euch die sieben verfügbaren ZAZ-Filme in chronologischer Reihenfolge vor – und legen noch einen weiteren Film drauf, der mit dem ZAZ-Witz so verwandt ist, dass er irgendwie dazu gehört.
1. Kentucky Fried Movie (1977)
Ganz ähnlich wie der Comedy-Truppe Monty Python in England gelang es ZAZ in den USA, ihren an der Uni im The Kentucky Fried Theater entwickelten Humor auf die Leinwand zu übertragen. Und auch ähnlich der TV-Serie Monty Python’s Flying Circus (1969-1974) besteht ihr erster Film Kentucky Fried Movie (1977) aus einer Reihe von medienreflexiven Sketchen, die das Zapping-Verhalten nachahmen und persiflieren und Werbung, Trailer und Film- und Fernsehgenres parodieren. Allerdings fällt der ZAZ-Humor in diesen 83 Minuten wesentlich derber und respektloser aus als jener der Engländer, was sicher auch damit zusammenhängt, dass ihr erster Film noch von jemand anderem inszeniert wurde: Drei Jahre vor seinem Welthit Blues Brothers (1980) übernahm Komödienspezialist John Landis die Regie und hat ganz sicher seinen Einfluss auf den Humor des Films geltend gemacht. Derart obszön und geschmacklos haben ZAZ den Humor danach nicht mehr interpretiert.
2. Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug (1980)
Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug markiert 1980 den ersten ZAZ-Film, der nicht nur von ihnen geschrieben, sondern auch inszeniert wurde, und weist erstmals auch all die ZAZ-typischen Merkmale auf. Dazu gehört insbesondere der Grundsatz, nicht mit bekannten Komödianten zu arbeiten, sondern mit gestandenen Schauspielern wie Leslie Nielsen, Robert Stack, Peter Graves und Lloyd Bridges, die zuvor noch niemals Komödie gespielt haben. Das Resultat ist eine in 88 Minuten gepackte irre Persiflage mit hohem Tempo sowie hoher Gagdichte, eine Parodie vor allem auf die 1970er-Jahre-Katastrophenfilme, aber auch auf andere erfolgreiche Filme wie etwa Nur Samstag Nacht (1977). Auch ein anderes wichtiges ZAZ-Merkmal entwickelt sich in diesem Dreier-Regie-Debüt: diese spezielle Form der visuellen Gags, die stereotype Bilder scheinbar reproduzieren, nur um sie dann durch einen kleinen Trick ins Absurde zu wandeln.
3. Top Secret (1984)
Der vielleicht bekannteste dieser visuellen Gags aus allen ZAZ-Filmen könnte die Szene mit Peter Cushing als schwedischem Buchhändler in Top Secret sein. Wir sehen den Buchhändler in etwas lesen, sein linkes Auge erscheint dank einer enormen Lupe stark vergrößert. Doch sobald er die Lupe herunternimmt, bleibt das Auge so grotesk vergrößert und markiert den Beginn einer rückwärts abgespielten Plansequenz. Die 90-minütige Parodie auf Zweiter-Weltkriegs-Dramen und Elvis-Presley-Filme wimmelt vor solchen Gags und verrückten Einfällen wie einer Unterwasser-Saloon-Schlägerei. Und worum geht’s im Film? „Den Plot zu beschreiben, käme einem Akt der Sinnlosigkeit gleich”, schrieb Roger Ebert. Aber eine Nonsense-Komödie muss sowieso nur eines: für einen guten Gag alles opfern. Für mich nimmt Top Secret mit seinem rohen Irrsinn einen zentralen Platz im Schaffen der ZAZ ein. Wer die visuellen Gags als Kern des ZAZ-Humors liebt, wird von Top Secret begeistert sein, der mit seiner Verrücktheit und seinem wilden Zweiter-Weltkriegs-Genremix in Momenten stark an Richard Lesters anarchisches Meisterwerk Wie ich den Krieg gewann (1967) erinnert.
4. Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone (1986)
Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone dürfte der ZAZ-Film sein, dessen Comedy am konventionellsten gestaltet ist – was allerdings im ZAZ-Zusammenhang immer noch reichlich verrückt bedeutet. Trotzdem: Der Film und seine Komik basieren viel deutlicher auf einer inhaltlichen Grundprämisse und deren Entwicklung im Plot, auch die Schauspieler:innen sind erstmals bekannte Comedy-Größen wie Danny DeVito oder Bette Midler. Der Grund dafür ist offensichtlich: Es ist der einzige ZAZ-Film, der von einem anderen Autoren stammt: Dale Launer, der später auch Drehbücher für Blake Edwards und Frank Oz schrieb. Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone ist eine Regie-Auftragsarbeit für ZAZ und als solche eine gelungene schwarze Komödie mit aber stark reduzierter parodistischer Ausrichtung. Wer also die stilprägenden visuellen Gags, die Wortwitze und parodistischen Momente sucht, die so typisch sind für ZAZ, wird von diesen 93 Minuten eher enttäuscht sein. Trotzdem: Als eher konventionelle Komödie funktioniert es immer noch prächtig.
5. Die nackte Kanone (1988)
Der letzte Film, den alle drei ZAZ maßgeblich gestaltet haben, gilt heute ziemlich unbestritten als beste Spoof-Comedy aller Zeiten. Geschrieben von Zucker, Abrahams, Zucker, inszenierte den Film David Zucker alleine. Die Grundkonstellation basiert auf der sechsteiligen TV-Serie von ZAZ, Die nackte Pistole, die 1982 nur mäßigen Erfolg hatte. Doch die Hauptfigur Lt. Frank Drebin hat ZAZ nicht losgelassen – insbesondere die Zusammenarbeit mit Hauptdarsteller Leslie Nielsen, der seine Komödienfigur anlegt wie in einem Drama und erst dadurch wirklich lustig wird, hat ZAZ zu einem neuen Ansatz inspiriert. Heute ist die 86-minütige Krimiparodie Kult und hat unzählige Klassikermomente hervorgebracht wie etwa die epische Verwundung von Nordberg, die halbe Banane in Als Mundwinkel oder die Variationen von „Bitte gehen Sie weiter, es gibt nichts zu sehen!” Gemeinsam mit Top Secret bildet für mich Die nackte Kanone das Herz des filmischen ZAZ-Schaffens.
6. Die nackte Kanone 2 ½ (1991)
Bereits für die Fortsetzung dieser so erfolgreichen Krimiparodie brach das ZAZ-Trio ihre Einheit. Jerry Zucker wollte neue Wege gehen und vertiefte sich in seine Regiearbeit für Ghost – Nachricht von Sam (1990), blieb aber beim Sequel als Koproduzent an Bord. Das Gleiche gilt für Jim Abrahams, der hier mitproduzierte, aber parallel eigene Projekte verfolgte. David Zucker schrieb also das Buch (gemeinsam mit Pat Proft) und inszenierte diesen kommerziell erfolgreichsten Nackte Kanone-Film. Darin schicken die Macher ihr bewährtes Ensemble aus Leslie Nielsen, George Kennedy, Priscilla Presley und O.J. Simpson in einen erstaunlich zeitgemäßen Plot: Es geht gegen die Lobby für fossile Energien, die eine Politik für erneuerbare Energien zu sabotieren versuchen. Vor allem aber geht’s natürlich wieder darum, ein parodistisches Gag-Feuerwerk zu zünden, und das gelingt 85 Minuten lang unnachahmlich. Wer den ersten Teil liebt, wird vom zweiten Teil – und das ist in der Filmgeschichte durchaus bemerkenswert – kaum enttäuscht sein.
7. Hot Shots! – Die Mutter aller Filme (1991)
Mit Hot Shots! – Die Mutter aller Filme verfolgte Jim Abrahams sein ganz eigenes Spoof-Comedy-Projekt, das er inszenierte und zusammen mit Pat Proft schrieb, der sich langsam zu einer Art viertem ZAZ entwickelte. Vordergründig ist der 85-minütige Film eine Parodie auf pathetische und romantische Navy-Heldenepen à la Top Gun (1986) mit Charlie Sheen als perfekte Tom-Cruise-Nachahmung sowie erneut mit Lloyd Bridges. Dazu enthält der Film aber auch Anspielungen auf mindestens ein Dutzend weitere Filme – ein schönes Ratespiel für Filmnerds. Der Film schlug derart erfolgreich ein, dass Abrahams mit Proft 1993 die Fortsetzung Hot Shots! Der zweite Versuch fertigstellte. Hot Shots! – Die Mutter aller Filme ist der Nicht-ZAZ-Film, der sich am meisten wie ein ZAZ-Film anfühlt und der sich in Bezug auf seinen Humor irgendwo zwischen Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug und Die nackte Kanone einreiht.
8. Die nackte Kanone 3 ⅓ (1994)
Den dritten „Nackte Kanone“-Film schrieb David Zucker gemeinsam mit Pat Proft, während Jerry Zucker und Jim Abrahams erneut produzierten. Die Regie allerdings übernahm Peter Segal. Es war dessen erster Film, dem viele weitere Komödien folgten wie etwa Die Wutprobe (2003) oder Get Smart (2008). Auch für diesen dritten Teil konnte wieder das gesamte Ensemble an Schauspieler:innen zusammengebracht werden. Zu den unvergesslichen Momenten in 82 Minuten gehört hier zweifellos die Einstiegssequenz, die eine Hommage darstellt an die Treppenszene aus The Untouchables (1987), die wiederum eine Hommage darstellt an die Treppensequenz aus Sergej Eisenstein Panzerkreuzer Potemkin (1925). Ein wirklich herrlicher Filmeinstieg. Der Rest allerdings bleibt hinter den ersten Teilen zurück. Der Film wirkt eher wie ein einziges großes Selbstzitat und sorgt deshalb insbesondere hartgesottenen Fans eher für nostalgischen Spaß.