Mit Blade Runner 2099 kehrt eines der einflussreichsten Sci-Fi-Universen überhaupt zurück – diesmal als Serie. Amazon Prime Video hat sich eine dystopische Prestige-Produktion vorgenommen, die womöglich noch Ende dieses Jahres erscheint.
Seit Ridley Scotts Blade Runner (1982), dessen Ereignisse im Jahr 2019 angesiedelt ist, dehnt sich die Zeitlinie damit nun schon auf volle acht Jahrzehnte aus. Wer da den Überblick behalten will, sollte nicht unbedingt in der Reihenfolge der Veröffentlichung schauen, sondern nach der inneren Chronologie der Handlung – denn gerade die neueren Filme, Serien und Kurzfilme greifen ineinander.
Hier ist die richtige Reihenfolge, um „Blade Runner“ chronologisch zu erleben: Von Deckards Jagd im dystopischen Los Angeles bis zu den letzten Ausläufern des Replikantenzeitalters.
1. Blade Runner (Film, 1982)
Spielt im Jahr 2019.
Ridley Scotts Klassiker ist Ausgangspunkt und stilistischer Maßstab für alles, was danach kam. In einem düsteren, verregneten Los Angeles des Jahres 2019 jagt der sogenannte „Blade Runner“ Rick Deckard (Harrison Ford) vier geflohene Replikanten – künstliche Menschen, die sich gegen ihre vorgesehene (begrenzte) Lebensdauer und Funktion auflehnen. Die Mission gerät ins Wanken, als er sich in die Replikantin Rachael (Sean Young) verliebt und beginnt, seine Rolle in einem System infrage zu stellen, das künstliches Leben erschafft – und zerstört. Neben Ford und Young sind Rutger Hauer als poetischer Replikant Roy Batty sowie Edward James Olmos als mysteriöser Kollege Deckards.
Blade Runner basiert lose auf Philip K. Dicks Roman „Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“, dessen philosophische Grundfragen nach Identität, Erinnerung und Empathie auch den weiteren Verlauf des Franchise prägen. Der Film gilt heute als „Urtext“ des Cyberpunk-Kinos.
2. Blade Runner Black Out 2022 (Kurzfilm, 2017)
Spielt im Jahr 2022.
Der knapp 15-minütige Anime-Kurzfilm von Shinichirō Watanabe spielt drei Jahre nach den Ereignissen des Auftaktfilms und erzählt von einem entscheidendem Wendepunkt: einem systematischen Stromausfall, der große Teile der digitalen Infrastruktur vernichtet. Der Angriff, orchestriert von der Replikantin Trixie und dem Ex-Soldaten Iggy, richtet sich gegen die Tyrell Corporation und die staatliche Kontrolle über künstliches Leben.
Die melancholische, oft wortlose Erzählweise und der raue Anime-Stil passen zur Welt von Blade Runner, verleihen ihr aber eine eigene, widerständige Energie. Die Kurzform erlaubt zwar keine tiefen Figurenbögen, aber sie deutet eine beginnende Replikanten-Rebellion an, die für die spätere Timeline wichtig wird. Genauer: Black Out 2022 liefert zentrale Bausteine für das politische Machtvakuum, das Blade Runner 2049 prägt.
3. Blade Runner: Black Lotus (Serie, 2021)
Spielt im Jahr 2032.
Zehn Jahre nach dem Blackout folgt Black Lotus, eine animierte Serie, die mit 13 Episoden das Leben von Elle beleuchtet. Die junge Frau erwacht ohne Erinnerung, aber mit übermenschlichen Fähigkeiten in einem neongetränkten Los Angeles. Ihr Weg zur Wahrheit führt durch Intrigen, Gewalt und Identitätsfragen. Die Serie baut sowohl alte als auch neue Figuren ein, darunter Niander Wallace Sr. und Jr.
Black Lotus mischt Action, Thriller und philosophischen Subtext. Visuell ist die Serie eine Hommage an den Stil des Originals, aber modernisiert für das digitale Zeitalter. Der Erzählton ist manchmal holprig, aber die Serie schärft das moralische Profil der Franchise.
4. Star Force Soldier (Film, 1998)
Spielt im Jahr 2036.
Star Force Soldier ist eine kleine Kuriosität: kein offizieller „Blade Runner“-Film, in den Augen der Fans auch nicht Teil des offiziellen „Kanon“, aber durch subtile Verweise in dasselbe Universum eingebettet. Kurt Russell spielt Todd, einen von Kindesbeinen an zum Kämpfen konditionierten Supersoldaten, der zugunsten gentisch-modifizierter Soldaten aussortiert wird und auf einem Müllplaneten landet. Dort findet er eine Gemeinschaft, gegen die er sich anfangs noch abschottet – bis es zur Konfrontation mit seinen Nachfolgern kommt.
David Peoples, Co-Autor von Blade Runner, schrieb das Drehbuch und streute bewusst Referenzen ein: Schlachten am Tannhäuser Tor und der Schulter des Orion werden erwähnt – Orte, die Roy Batty in seinem berühmten Monolog gegen Ende des Originalfilms aufzählt. Paul W. S. Andersons Star Force Soldier ist allerdings deutlich konventioneller, action- und klischeelastiger als die eigentlichen „Blade Runner“-Filme – auch den philosophischen Überbau lässt er vermissen.
5. Blade Runner 2036: Nexus Dawn (Kurzfilm, 2017)
Spielt im Jahr 2036.
In diesem Kurzfilm betritt Jared Leto als Niander Wallace die Bühne – der Mann, der nach dem Fall der Tyrell Corporation die Replikantenproduktion neu definiert. Wallace demonstriert einem Gremium seine neueste Kreation: einen Nexus-9-Replikanten, der sich auf Kommando selbst töten kann. Gesetzestreu, gefügig, aber dennoch leistungsfähig.
2036: Nexus Dawn erzählt von einer nüchternen, kalten Machtdemonstration innerhalb des Blade Runner-Universums – visuell und narrativ reduziert, aber bedeutend für das Verständnis von Wallace’ Philosophie: völlige Kontrolle durch absolute Unterwerfung. Der Film leitet über in die Ära von Blade Runner 2049 und markiert den Beginn einer neuen Form technokratischer Dystopie.
6. Blade Runner 2048: Nowhere to Run (Kurzfilm, 2017)
Spielt im Jahr 2048.
Im letzten Prequel-Kurzfilm zu Blade Runner 2049 steht Dave Bautistas Figur Sapper Morton im Fokus – ein scheinbar friedfertiger Mann mit düsterer Vergangenheit. Als er einer Mutter und ihrem Kind hilft, eskaliert die Situation, und seine wahre Natur wird sichtbar.
2048: Nowhere to Run ist atmosphärisch dicht. Er deutet das Spannungsfeld zwischen altem Schuldgefühl und neuem moralischem Kompass von Sapper Mortin an, das Blade Runner 2049 später aufgreifen wird. Gleichzeitig zeigt er, wie stark die Überwachung und Kontrolle der Replikantenwelt im Jahr 2048 geworden ist.
7. Blade Runner 2049 (Film, 2017)
Spielt im Jahr 2049.
Regisseur Denis Villeneuve wagt den Schritt, einen der bedeutendsten Sci-Fi-Filme fortzusetzen: Ryan Gosling spielt K, einen Nexus-9-Replikanten, der selbst „Blade Runner“ ist. Als er Hinweise auf ein Replikantenkind entdeckt, wird seine Welt erschüttert – und er beginnt, nach Deckard (wieder: Harrison Ford) zu suchen.
Roger Deakins’ Kamerarbeit und Hans Zimmers Musik erschaffen eine melancholische, technisierte Dystopie. Inhaltlich knüpft Blade Runner 2049 an zentrale Fragen an: Was ist Bewusstsein? Was Erinnerung? Und was bedeutet Menschlichkeit? Der Film vertieft die Welt des Originals, ohne sie neu zu entzünden.
8. Blade Runner 2099 (Serie, TBA)
Die kommende Serie von Amazon Prime Video schließt zeitlich dort an, wo bisherige Filme enden – allerdings mit einem Zeitsprung von 50 Jahren. Im Zentrum steht Olwen, eine Replikantin im letzten Lebensabschnitt, gespielt von Michelle Yeoh.
Inhaltlich ist noch wenig bekannt, außer dass sich Blade Runner 2099 wieder stärker am philosophischen Tonfall des Originals orientieren soll. Hinter der Serie stehen Showrunnerin Silka Luisa (Shining Girls), Autor Michael Green (Blade Runner 2049) und Regisseur Jonathan van Tulleken (Shōgun). Neben Yeoh spielt Hunter Schafer (Euphoria) eine bislang geheim gehaltene Hauptrolle.
Ob Blade Runner 2099 die Serie ist, die dem Franchise neue Energie verleiht – oder eher eine Reflexion über dessen Vergänglichkeit –, bleibt abzuwarten.
Alle „Blade Runner“-Filme und Serien geordnet nach Veröffentlichung:
- Blade Runner (1982)
- Optional: Star Force Soldier (1998)
- Blade Runner 2049 (2017)
- Blade Runner Black Out 2022 (2017)
- Blade Runner 2036: Nexus Dawn (2017)
- Blade Runner 2048: Nowhere to Run (2017)
- Blade Runner: Black Lotus (2021)
- Blade Runner 2099 (2025/TBA)
Der Streaming-Guide zu „Blade Runner“
Die untenstehende Liste zeigt, bei welchen Anbietern die Filme, Serien und Kurzfilme des Blade Runner-Franchise derzeit im Abo, als Kauf- oder Leihoption verfügbar sind.