„A24“ steht längst nicht mehr nur für anspruchsvolles Arthouse-Kino, sondern auch für Genre-Filme, die Grenzen sprengen. Mit der kürzlichen Ankündigung, gemeinsam mit Alex Garland (Ex Machina) eine Verfilmung des Videospiel-Epos „Elden Ring“ zu realisieren, setzt das Studio seine Reise in fantastische Welten fort.
Denn tatsächlich hat sich „A24“ schon in den vergangenen Jahren immer wieder in Fantasy-Gefilde vorgewagt. Viele der besten Werke des Studios führen mit poetischer Fantastik in das Innere von Figuren und verändern unseren Blick auf Realität. Hier sind zehn der herausragendsten Filme des US-amerikanischen Studios und Verleihers, die mit fantastischen Elementen spielen.
10. High Life (2018)
Claire Denis’ dystopisches Weltraumdrama ist kein typischer Science-Fiction-Film, sondern eine existentialistische Meditation über Schuld, Sexualität und Isolation. In High Life werden Strafgefangene auf eine Reise zu einem Schwarzen Loch geschickt, um dort Energie zu gewinnen – ein Himmelfahrtskommando in die Leere des Alls und der menschlichen Seele. Robert Pattinson spielt Monte, der zusammen mit einem Baby als letzter Überlebender die gespenstische Stille des Raums durchdriftet. Die Kühlheit der Bilder, das klinisch Unheimliche und eine verstörende sexuelle Nebenhandlung rund um Juliette Binoches Wissenschaftlerin machen High Life zu einem metaphysischen Trip mit Fantasy-Elementen und körperpolitischen Horror angereichert ist.
9. Die Legende von Ochi (2025)
Mit Die Legende von Ochi wagt sich A24 erstmals ins Fantasy-Familiengenre vor. Der Film erzählt die Geschichte der jungen Yuri, die sich mit einem fremdartigen Wesen, einem sogenannten „Ochi“, anfreundet und es zurück zu seiner Familie bringen will. Die Bewohner der Insel, auf der Yuri lebt, befürchten allerdings, dass sie von der fabelhaften Kreatur entführt wurde. Der Film spielt in einer von Magie durchzogenen Welt, und entwickelt sich letztlich zu einer kraftvollen Parabel über das Fremdsein und die Angst vor dem Andersartigen. Helena Zengel (Systemsprenger) übernimmt die Hauptrolle, Willem Dafoe ist ebenfalls Teil des Cast.
8. Marcel the Shell with Shoes On (2021)
Wie viel Poesie kann in einer winzigen Muschelschale stecken? In Marcel the Shell with Shoes On lautet die Antwort: erstaunlich viel. Der Film folgt Marcel, einem winzigen Wesen mit großem Herzen, das zusammen mit seiner Großmutter in einem Airbnb lebt. Als ein Dokumentarfilmer beginnt, ihre Geschichte festzuhalten, entfaltet sich ein warmherziges Abenteuer über Verlust, Verbundenheit und die Sehnsucht nach Familie. Die Mischung aus Stop-Motion und Realfilm wirkt nie wie ein bloßes Gimmick, sondern dient dem Erzählen einer fabelhaft zarten Geschichte. Jenny Slates Stimme verleiht Marcel eine kindliche Melancholie, die unter die Haut geht. Es ist Fantasy im Kleinen, aber mit großer Wirkung: ein modernes Fabelwesen, das uns mit neuem Blick auf unsere Welt schauen lässt.
7. Der Leuchtturm (2019)
In Robert Eggers’ zweitem Film begegnen sich Wahnsinn, Mythos und Märchen auf engstem Raum: ein Leuchtturm, zwei Männer, kein Entkommen. Willem Dafoe und Robert Pattinson liefern sich in Der Leuchtturm ein schauspielerisches Duell, das zwischen Shakespeare, Seemannsgarn und griechischer Tragödie pendelt. In stilisiertem Schwarz-Weiß gedreht, entwickelt sich das Kammerstück zur alptraumhaften Parabel über Männerfantasien, Repression und Macht. Tentakelwesen, Meerjungfrauen, Visionen und Wahnvorstellungen führen tief hinein in ein psychosexuelles Delirium, das ebenso viel Lovecraft wie Freud atmet. Der Leuchtturm ist ein Fiebertraum, der beweist, dass es für das Fantastische keine andere Welt braucht – nur zwei Menschen, einen Turm und das stetige Rauschen des Meeres.
6. Beau Is Afraid (2023)
Ari Asters dritter Film ist weniger ein Werk des Horrors als ein Überwältigungsfilm über Angst, Schuld und eine Welt, in der nichts verlässlich ist. Beau Is Afraid beginnt mit einem Mann, der nach dem Tod seiner Mutter quer durch ein surreal verzerrtes Amerika reist, um ihre Beerdigung zu besuchen. Doch je weiter Beau kommt, desto mehr verschwimmen Realität und Wahn. Aster verwebt Elemente aus Fantasy, Psychodrama und kafkaesker Paranoia zu einem grotesken Trip, der so anstrengend wie faszinierend ist. Joaquin Phoenix spielt Beau mit einer Mischung aus Hysterie und Pathos, während Aster eine Welt erschafft, in der Fantasie nicht befreit, sondern überfordert. Kein reiner Fantasyfilm, aber voller fantastischer Anklänge, die tief ins Unbewusste führen.
5. Men (2022)
Alex Garlands Men beginnt wie ein psychologischer Thriller und endet in einem alptraumhaften Mythos. Nach dem Suizid ihres Mannes zieht sich Harper (Jessie Buckley) in ein englisches Landhaus zurück, wo sie bald von Männern umgeben ist, die alle vom selben Schauspieler (Rory Kinnear) gespielt werden. Die Geschichte verwandelt sich langsam in eine surreale Allegorie über patriarchale Strukturen, weibliche Angst und die Reproduktion von Trauma. Die Fantasyelemente manifestieren sich in biblischen Symbolen, Geburtsmetaphern und einer beunruhigenden Verschmelzung von Mythos und Fleisch. Men ist kein konventioneller Fantasyfilm, aber ein Werk, das wie ein böses Märchen wirkt – und am Ende in eine kathartische, monströse Bildsprache kippt, die man so schnell nicht vergisst.
4. The Witch (2015)
The Witch von Robert Eggers ist einer der beklemmendsten Debüts der vergangenen Dekade und ein Paradebeispiel für Folk Horror mit Fantasy-Elementen. Im Neuengland des 17. Jahrhunderts wird eine puritanische Familie aus ihrer Gemeinschaft verstoßen und lebt fortan am Rande eines unheimlichen Waldes. Dort beginnen Visionen, Wahn und möglicherweise Hexerei, die Familie zu zersetzen. Eggers arbeitet mit altertümlicher Sprache, historischer Genauigkeit und einer dichten, unheimlichen Atmosphäre. Anya Taylor-Joy, in ihrer ersten großen Rolle, spielt die junge Tochter Thomasin, deren Emanzipation mit der Möglichkeit des Übersinnlichen verknüpft ist. The Witch ist kein lauter Horror, sondern ein schleichendes, symbolgeladenes Drama über Glaube, Angst und weibliche Selbstbestimmung.
3. The Green Knight (2021)
David Lowerys The Green Knight ist eine hypnotische Neuinterpretation der Artuslegende. Im Mittelpunkt steht Sir Gawain (Dev Patel), der sich einem grünen Ritter stellt, der ihm einen Schlag gegen ihn erlaubt – mit dem Versprechen, denselben Schlag ein Jahr später zu erwidern. Die Reise, auf die sich Gawain danach begibt, ist weniger ein Abenteuer als ein psychologischer, oft surreale Prüfungen beinhaltender Reifungsprozess. Der Film verbindet mittelalterliche Motive mit psychedelischen Bildern und einer tiefen Melancholie. Mit halluzinatorischer Kraft und atemberaubender Bildsprache zeigt The Green Knight, wie Fantasy zur Allegorie wird: für Männlichkeit, Mut und das Vergehen von Zeit. Kein Held wird hier gefeiert, sondern ein Mensch, der seine Schwächen erkennt. Ein modernes Epos mit mythischer Tiefe.
2. The Lobster (2015)
Was, wenn Singles sich innerhalb von 45 Tagen verlieben müssen – oder in Tiere verwandelt werden? Yorgos Lanthimos’ The Lobster ist eine tiefschwarze Satire auf moderne Beziehungskultur und ein brillanter Mix aus Dystopie, Gesellschaftsparabel und Fantasy-Elementen. In der skurrilen Welt des Films herrscht ein totalitäres System der Liebe, das emotionaler Kälte mit absurden Regeln verknüpft. Colin Farrell spielt den unbeholfenen David, der im Hotel für Alleinstehende eine Partnerin finden soll. Doch je mehr er sich verweigert, desto fantastischer wird die Realität. Der lakonische Ton, die steife Sprache und die surrealen Wendungen machen The Lobster zu einem einzigartigen Erlebnis: Eine Zukunftsvision, die uns grotesk verzerrt, aber in seiner satirischen Schärfe umso klarer auf unsere Gegenwart blicken lässt.
1. Everything Everywhere All at Once (2022)
Kaum ein Film hat den Fantasy-Sci-Fi-Genremix zuletzt so packend bespielt wie Everything Everywhere All at Once. Die Geschichte beginnt klein: Evelyn (Michelle Yeoh), eine chinesisch-amerikanische Waschsalonbesitzerin, wird von Steuerproblemen geplagt. Doch plötzlich wird sie in ein Multiversum katapultiert, in dem sie unzählige Versionen ihrer selbst trifft. Die Regisseure Daniel Kwan und Daniel Scheinert entfesseln ein postmodernes, wild verspieltes Universum aus Kung-Fu, Bagels, Raccoons und existenziellen Fragen. Dabei bleibt der Film stets berührend menschlich: Im Zentrum steht die Frage nach Identität, Familie und Akzeptanz. Everything Everywhere ist ein Spektakel– und gleichzeitig ein intimes Drama voller Herz und Humor. Ein multiversaler Meilenstein, der auch bei den Acadamy Awards überzeugen konnte.
Die besten Fantasy-Filme von „A24“ im Streaming-Überblick: Von Hexen, Helden und Halluzinationen
Die untenstehende Liste enthält unsere Fantasy-Filmempfehlungen von „A24“ – zusammen mit Informationen zu allen aktuellen Streaming-Möglichkeiten.