
10 Antihelden-Comicfilme, die du nach Thunderbolts* sehen solltest

Markus Brandstetter
Mit Thunderbolts* rückt das Marvel-Universum diesmal nicht die klassischen Superhelden ins Zentrum, sondern Figuren, die ihnen oft diametral entgegenstehen: die Antihelden. Gebrochene Charaktere, getrieben von Reue, gejagt von ihrer Vergangenheit, moralisch im Zwiespalt mit sich selbst und der Welt.
So gern wir Superhelden dabei zusehen, wie sie die Welt retten, so faszinierend und unterhaltsam ist es auch, Antihelden bei ihrem Kampf gegen das Böse – und nicht selten auch gegen sich selbst – zu begleiten. Wer durch Thunderbolts auf den Geschmack gekommen ist und tiefer in das Genre der Antiheldenfilme eintauchen will, sollte unsere Liste genauer unter die Lupe nehmen. Denn wir stellen zehn von Comicbüchern inspirierte Antiheldenfilme vor, die man unbedingt gesehen haben sollte.
Deadpool (2016)
Deadpool ist eine Figur, die erstmals 1991 in dem von Rob Liefeld und Fabian Nicieza geschaffenen Comic The New Mutants #98 auftauchte. Er war ursprünglich ein Gegenspieler in den X-Men-Comics, fand sich später aber in verschiedenen Teams wieder – unter anderem bei der X-Force. Er gehört zur Mutantenwelt des Marvel-Universums. Beim Film Deadpool aus dem Jahr 2016 führte Tim Miller Regie. Ryan Reynolds übernahm die Rolle des Wade Wilson. Ebenfalls mit dabei waren Morena Baccarin, Ed Skrein und T.J. Miller. Wilson, ein ehemaliger Söldner, wird einer experimentellen Behandlung unterzogen, durch die er zwar Selbstheilungskräfte erlangt, dabei jedoch entstellt wird. Er begibt sich auf einen Rachefeldzug gegen den Mann, der dafür verantwortlich ist. Deadpool ist ein klassischer Antiheld: Er ist egoistisch, zynisch und brutal, zeigt aber gelegentlich moralische Züge. Charakteristisch für ihn sind sein schwarzer Humor, seine Selbstironie und das regelmäßige Durchbrechen der vierten Wand – er spricht direkt mit dem Publikum. Der Film war ein großer Erfolg und spielte weltweit rund 782 Millionen US-Dollar ein. Ein absoluter Pflichtfilm für alle, die Antihelden mit Ecken und Kanten mögen.
The Suicide Squad (2021)
The Suicide Squad ist ein wahres Zusammentreffen von XXL-Antihelden. Im DC-Universum verankert, gelingt es Regisseur James Gunn, einen Film zu schaffen, in dem eine Gruppe von verurteilten Antihelden und Superschurken im Auftrag der Regierung eine höchst gefährliche Mission übernehmen muss. Zu sehen sind unter anderem Margot Robbie als Harley Quinn, Idris Elba als Bloodsport, John Cena als Peacemaker, Joel Kinnaman und Viola Davis. Die Figuren in The Suicide Squad verkörpern typische Antihelden-Charakteristika: Sie sind eigennützig, moralisch zweifelhaft, oft zynisch, unberechenbar und in vielerlei Hinsicht ambivalent. Doch wenn es wirklich darauf ankommt, zeigen sie überraschend oft auch altruistische Züge, Loyalität und Opferbereitschaft – allerdings nie ohne ihre Eigenheiten oder ironische Distanz. The Suicide Squad ist ein höchst unterhaltsamer, actionreicher und bitter-komischer Antiheldenfilm, der das Genre mit viel Stil, schrägem Humor und überzeichnetem Wahnsinn neu aufmischt.
Logan (2017)
Auch der Film Logan, 2017 erschienen und von Regisseur James Mangold inszeniert, zeichnet ein faszinierendes Bild eines Antihelden – oder vielmehr eines Charakters, der zugleich Held und Antiheld in einem ist. Der Film spielt in einer dystopischen Zukunft und erzählt die Geschichte eines gealterten Logan, der ein junges Mutantenmädchen vor Verfolgern beschützen muss – und dabei zunehmend mit seiner eigenen Sterblichkeit ringt. Logan verkörpert genau jene Ambivalenz, die das Antiheldentum so spannend macht. Einerseits ist er zynisch, abgebrüht, müde, vom Leben gezeichnet und von seiner Vergangenheit gequält. Er ist gewalttätig, distanziert und wirkt oft gleichgültig. Und doch ist er nicht nur das – er ist zugleich ein Held. Denn andererseits zeigt er auch zutiefst altruistische, menschliche und letztlich sogar heroische Züge. Gerade diese widersprüchliche Mischung macht seine Figur so vielschichtig und den Film so besonders.
The Punisher (2004)
Jonathan Hensleigh inszenierte mit dem Film The Punisher (2004) ein echtes Highlight des Antihelden-Genres. Die Handlung: Der FBI-Agent Frank Castle startet nach dem brutalen Mord an seiner Familie einen persönlichen Rachefeldzug und sagt dem organisierten Verbrechen den Kampf an. Der Punisher als Antiheld ist abgebrüht, kaltblütig, selbstgerecht und kennt keine Kompromisse. Er zeigt keinerlei Reue, wenn es ums Töten geht, folgt dabei jedoch einem festen moralischen Kodex: Er bringt ausschließlich Schuldige zur Strecke – aber ohne Gnade. Gerade diese Mischung aus brutaler Konsequenz und innerer Gerechtigkeitsüberzeugung macht ihn zu einer moralisch ambivalenten Figur und sorgt für eine anhaltende Spannung. Die Comic-Vorlage stammt von Gerry Conway, John Romita Sr. und Ross Andru und erschien erstmals 1974 in The Amazing Spider-Man #129 bei Marvel Comics. Der Film brachte es zwar nicht zum Blockbuster (weltweit spielte er rund 54 Millionen Dollar ein), hat sich jedoch über die Jahre eine loyale Fanbasis aufgebaut und bleibt eine klare Empfehlung für alle, die düstere Antihelden schätzen.
Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn (2020)
Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn erschien 2020 und basiert auf Comics aus dem Hause DC, genauer auf dem gleichnamigen Team, das ursprünglich von Jordan B. Gorfinkel und Chuck Dixon entwickelt wurde. In der Hauptrolle ist Margot Robbie als Harley Quinn zu sehen. Neben ihr spielen Mary Elizabeth Winstead, Jurnee Smollett und Rosie Perez mit. Der Film zeigt Harley, wie sie sich nach der Trennung vom Joker mit anderen Frauen zusammentut, um ein junges Mädchen vor einem skrupellosen Gangsterboss zu schützen. Harley ist dabei eine klassische Antiheldin – unberechenbar, impulsiv und vom Chaos getrieben. Doch gerade in ihrer Wildheit zeigt sie auch immer wieder Fürsorge, Loyalität und überraschende Warmherzigkeit gegenüber ihren Mitstreiterinnen. Wie viele Antiheldinnen bewegt sie sich in moralischen Grauzonen, ohne ganz in Dunkelheit zu versinken. Kommerziell war Birds of Prey kein großer Erfolg, wurde aber für Stil, Ton und die Performances der Darstellerinnen gelobt – insbesondere Margot Robbies Darstellung der komplexen, widersprüchlichen Harley Quinn unter der Regie von Cathy Yan.
Watchmen (2009)
2009 sorgte Zack Snyder mit dem Film Watchmen für jede Menge Aufmerksamkeit. Die Vorlage lieferten die gefeierten Graphic Novels von Alan Moore und Dave Gibbons aus dem DC-Universum. In den Hauptrollen sind unter anderem Malin Åkerman, Billy Crudup, Matthew Goode, Jackie Earle Haley und Jeffrey Dean Morgan zu sehen. Watchmen erzählt die Geschichte einer Gruppe ehemaliger Superhelden, die den Mord an einem ihrer früheren Teammitglieder aufklären wollen. Dabei stoßen sie auf eine immer größer werdende Verschwörung, die weit über den ursprünglichen Mordfall hinausgeht. Der Film spielt in einer alternativen Realität während des Kalten Krieges und zeichnet ein komplexes, düsteres Bild von Antihelden. Sämtliche Figuren sind von schwerem psychologischen und persönlichen Ballast geprägt. Sie handeln – ganz antiheldentypisch – moralisch ambivalent, oft eigennützig oder zerrissen, und weichen deutlich vom klassischen Heldenbild ab. Watchmen polarisierte Publikum und Kritik, sorgte aber gerade unter Comicfans für Begeisterung. Besonders durch seine tiefgründige Charakterzeichnung gilt der Film als einer der stärksten und vielschichtigsten Beiträge zum Genre der auf Comicbüchern basierenden Antiheldenfilme.
Venom (2018)
Venom ist ein ganz besonderer Antiheld, der sich vor allem durch seine rigorose Brutalität und seine Unberechenbarkeit auszeichnet. Sein moralischer Kompass ist anders geerdet als der von Otto Normalverbraucher – er folgt seinen eigenen Normen und Gesetzen. Die Hauptrolle in Venom, bei dem Ruben Fleischer Regie führte, spielt Tom Hardy, der sowohl den Journalisten Eddie Brock als auch dessen symbiotisches Alter Ego Venom verkörpert. Ebenfalls zu sehen sind Michelle Williams und Riz Ahmed. Die Handlung: Der Journalist Eddie Brock wird von einem außerirdischen Symbionten befallen und entwickelt dadurch übermenschliche Kräfte. Er verwandelt sich in das Wesen Venom – gemeinsam stellen sie sich einer bedrohlichen Macht entgegen. Kommerziell war der Film ein großer Erfolg, mit weltweit über 850 Millionen Dollar Einspielergebnis. Die Kritiker zeigten sich allerdings gespalten. Dennoch gelang Tom Hardy mit seiner kompromisslosen, düsteren Darstellung eines nicht immer sympathischen Antihelden ein eindrucksvoller Film. Der Film basiert auf der gleichnamigen Figur aus den Marvel-Comics, die erstmals 1984 von David Michelinie und Todd McFarlane in The Amazing Spider-Man #300 eingeführt wurde.
Dredd (2012)
Dredd basiert auf den 2000 AD Comics und auf einer Figur, die von John Wagner und Carlos Ezquerra geschaffen wurde. Der Film unter der Regie von Pete Travis spielt in einer düsteren Zukunft und erzählt die Geschichte von Judge Dredd, einem Gesetzeshüter in der gigantischen, von Verbrechen verseuchten Metropole Mega-City One. Dredd ist dabei Richter, Jury und Vollstrecker in einer Person.Dredd ist kein klassischer Antiheld, da Antihelden meist zumindest gewisse positive Charakterzüge zeigen. Dredd hingegen wirkt eher wie eine dystopische Vollstreckungsmaschine – ohne Mitgefühl, ohne Zweifel, nur dem Gesetz verpflichtet. Er ist gesetzestreu – so sehr, dass er moralische Überlegungen gar nicht erst zulässt. Er ist eine dystopische Version eines gnadenlosen Strafverfolgers, der keine Kompromisse kennt, keine Emotionen zeigt und ausschließlich dem Gesetz dient. Die Hauptrolle übernimmt Karl Urban als stoischer, eiskalter Dredd. Ebenfalls zu sehen sind Olivia Thirlby und Lena Headey. Dredd ist ein düsterer, kompromissloser und visuell eindrucksvoller Film, der trotz mäßigem Kinoerfolg längst Kultstatus genießt und als einer der radikalsten Antiheldenfilme seiner Art gilt.
Morbius (2022)
2022 erschien mit Morbius eine ganz besondere Art von Antihelden auf der Leinwand: der an einer schweren Blutkrankheit leidende Arzt Michael Morbius. Er wagt ein Experiment an sich selbst und verwandelt sich in ein Wesen mit übermenschlichen Kräften – eine Art Vampir, der zwischen Menschlichkeit und Monstrosität, zwischen Altruismus und Blutdurst hin- und hergerissen ist. Seine Absichten sind gut, seine Motive durchaus altruistisch, doch seine vampirische Seite lässt sich nicht kontrollieren. Sein Heldentum gerät dadurch ständig in Konflikt mit seiner dunklen Natur. Morbius ist damit ein klassischer tragischer Antiheld – zerrissen, ambivalent, einerseits wohlwollend, andererseits brutal, impulsiv und egozentrisch. Der Film polarisierte stark und wurde mehrfach bei den Razzie Awards für den schlechtesten Film und die schlechteste Hauptrolle nominiert. Für Fans von Antiheldenfilmen ist er dennoch eine Empfehlung, da er die Charakterpalette des Antihelden um eine tragisch-monströse Dimension erweitert und das Genre um eine weitere Grauzone bereichert. Morbius basiert auf einer Figur aus den Marvel-Comics, die 1971 von Roy Thomas und Gil Kane geschaffen wurde und erstmals in The Amazing Spider-Man #101 erschien.
Blade (1998)
Blade, basierend auf einer Figur aus den Marvel-Comics, die 1973 von Marv Wolfman und Gene Colan erschaffen und erstmals in The Tomb of Dracula #10 veröffentlicht wurde, ist ein absoluter Genre-Klassiker – und Blade selbst ein prototypischer Antiheld. Er ist hin- und hergerissen zwischen Welten, zwischen Mensch und Daywalker, zwischen seiner Mission, die Menschheit vor Vampiren zu schützen, und seinen eigenen, oft egoistischen und egomanischen Motiven. Er jagt und tötet Vampire – obwohl er selbst teilweise einer ist. Blade ist isoliert, vertraut niemandem, bindet sich an niemanden. Für ihn gibt es kein „Wir“, nur die einsame, kompromisslose Vollstreckung seiner Aufgabe. Er agiert brutal, kennt keine Gnade und gibt keinen Pfifferling auf gesellschaftliche Normen oder klassische Heldenideale. Blade ist damit ein Antiheld in Reinform: dunkel, zerrissen, getrieben – aber im Kern dennoch jemand, der gegen das Böse kämpft.
Wo du diese Filme streamen kannst
Alle genannten Antiheldenfilme, die wir in dieser Liste vorgestellt haben, sind auf verschiedenen Streaming-Plattformen verfügbar. Über die verlinkten Titel kannst du jederzeit prüfen, wo du die Filme aktuell sehen kannst – egal ob im Abo, zum Leihen oder Kaufen. So findest du mit wenigen Klicks genau den passenden Dienst für deinen nächsten düsteren Filmabend.