Von „Bullet Time“ bis grünem „Code-Regen“: Alle „Matrix“-Filme im Überblick

Arabella Wintermayr
„Dummerweise kann man niemandem erklären, was die Matrix ist. Du musst sie selbst erleben.“ – das Zitat von Morpheus fasst die Faszination treffend zusammen. Kaum eine Sci-Fi-Reihe hat das Kino so geprägt wie Matrix, und man muss sie selbst gesehen haben, um zu verstehen, warum.
Denn die von den Wachowski-Geschwistern erdachte Saga ist weit mehr als nur Action: Sie ist eine Allegorie über Kontrolle, Identität und Freiheit, deren Bilder längst fester Bestandteil der Popkultur sind – von der „Bullet Time“ bis zum grünen Code-Regen. Wir geben einen Überblick über alle Filme der Reihe.
Matrix (1999)
Der Auftakt ist nicht mehr nur ein Film, sondern ein kulturgeschichtliches Ereignis. Mit Matrix definierten die Wachowskis die Ästhetik von Action neu: Zeitlupen, Wire-Fu-Kampfszenen und visuelle Innovationen, die danach unzählige Male kopiert wurden. Keanu Reeves’ Neo, der vom unsicheren Hacker zum Messias der Menschheit wird, ist zugleich Projektionsfläche für philosophische Fragen: Was ist Realität? Was Wahrheit?
Dass die rote und blaue Pille später von Verschwörungstheoretikern vereinnahmt wurde, spricht nur für die Sprengkraft dieser Metapher, sie selbst kann aber natürlich nichts für ihre Vereinnahmung. In 136 Minuten entfaltet sich ein Mix aus Cyberpunk, Martial Arts und Mythologie – bis heute ein Must-Watch für alle, die verstehen wollen, warum Sci-Fi im 21. Jahrhundert so aussieht, wie es aussieht.
The Animatrix (2003)
Zwischen den großen Kinokapiteln erschien dieses Anthologie-Projekt mit neun Kurzfilmen, die stilistisch von Anime bis CGI reichen. The Animatrix liefert dabei nicht nur Hintergrundgeschichten zur Entstehung der Maschinenherrschaft, sondern erweitert das Universum auf mutige Weise – oft experimenteller und künstlerisch radikaler als die Hauptreihe.
Die 102 Minuten Spielzeit wirken wie ein Kaleidoskop, das die Matrix aus unterschiedlichsten Perspektiven bricht. Manche Episoden – etwa „The Second Renaissance“ – gehören zum Besten, was das Franchise je hervorgebracht hat, andere sind eher Nischenkost. Für Fans, die tiefer eintauchen wollen, eine lohnende Ergänzung. Für Gelegenheitszuschauer eher ein netter Bonus als Pflicht.
Matrix Reloaded (2003)
Der (offizielle) zweite Teil will alles größer und lauter machen: mehr Action, mehr Schauwerte, mehr Mythologie. Und das gelingt zum Teil grandios – die Verfolgungsjagd auf der Autobahn, die sich über 138 Minuten hinweg als Höhepunkt einbrennt, ist bis heute ein Musterbeispiel praktischer Stuntarbeit.
Gleichzeitig überfrachten die Wachowskis die Story aber diesmal mit philosophischem Überbau. Matrix Reloaded ist daher ein Film, der polarisiert: Für die einen ist er ein visionärer Mittelteil, für die anderen ein zu kompliziertes Bindeglied. Wer die Reihe ernsthaft verstehen will, kommt an diesem Kapitel nicht vorbei – es ist eine unverzichtbare Brücke zwischen der Revolution des ersten Teils und dem Finale.
Matrix Revolutions (2003)
Das Finale der ursprünglichen Trilogie versucht schließlich, alle Fäden zusammenzuführen – und liefert mit 129 Minuten Laufzeit eine Mischung aus apokalyptischem Kriegsfilm und religiöser Allegorie. Neo als geopferter Erlöser, die Schlacht um Zion als martialisches Spektakel – visuell ist das überaus eindrucksvoll, erzählerisch jedoch weniger kohärent als erhofft.
Matrix Revolutions enttäuscht insofern, als der philosophische Anspruch in Pathos und Bombast untergeht und viele Fans das Ende als unausgewogen empfanden. Dennoch besitzt der Film seinen Wert: als mutiger Versuch, Mythenstoff mit Science-Fiction zu verweben – und als notwendiges Bindeglied, um die Trilogie vollständig wirken zu lassen.
Matrix Resurrections (2021)
Fast zwei Jahrzehnte nach Revolutions kehrte die Reihe zurück – diesmal allein unter der Regie von Lana Wachowski. Mit 148 Minuten ist der vierte Teil nicht nur der längste, sondern auch der sperrigste. Matrix Resurrections versteht sich als Meta-Kommentar über Fortsetzungen, Remakes und die eigene Popkultur-Geschichte: Neo lebt als Spieledesigner, der „The Matrix“ erfunden hat, und hält seine Erinnerungen für bloße Fiktion.
Die ironische Brechung mag originell klingen, wirkt auf der Leinwand jedoch wie ein uninspirierter Aufguss, dem die visuelle Radikalität und narrative Wucht des Originals fehlt. Kommerziell blieb der Film hinter den Erwartungen zurück, künstlerisch hinter seinem Vermächtnis – eine Fortsetzung, die mehr über Nostalgie als Neues spricht.
Ausblick: Matrix 5
Trotz des mäßigen Erfolgs von Resurrections geht die Reihe weiter. Der nächste Teil ist bereits bestätigt – diesmal mit Drew Goddard („Cabin in the Woods“) als Regisseur und Autor. Die Wachowski-Schwestern treten nur noch als Executive Producer auf.
Ob die neue Vision näher an die philosophische Schärfe des Originals heranreicht, bleibt abzuwarten. Ebenso ob Keanu Reeves und Carrie-Anne Moss wieder mit dabei sein werden. Vor 2026 ist mit dem Film allerdings nicht zu rechnen.