
Die Magie der Monster und Märchen: Alle Filme von Guillermo del Toro im Ranking

Arabella Wintermayr
Guillermo del Toro steht wie kaum ein anderer zeitgenössischer Filmemacher für das Kino der Fantasie: Seine Filme sind geprägt von einer opulenten Bildsprache, handgemachten Kreaturen und voller Mitgefühl für das Unvollkommene.
Dabei nutzt Del Toro auffällige Farben und wiederkehrende Motive nicht, um das Monströse nicht Feindbild zu inszenieren, sondern als Projektionsfläche für Außenseitertum und gesellschaftliche Ängste. Seine Kreationen sind selten eindeutig gut oder böse —vielmehr interessiert ihn das Tragische, Übersehene und Imperfekte im Menschen wie im Monster.
Das zeigt sich besonders in seiner Vorliebe für Gothic-Elemente, dunkle Märchen und die ständige Konfrontation mit Trauma und Verlust. Mit seiner kommenden Frankenstein-Adaption, die im Spätsommer 2025 in Venedig Premiere feiert, erfüllt del Toro sich einen langgehegten Traum: eine Neudeutung eines der wirkmächtigsten Monster-Mythen der Literaturgeschichte.
Vorab geben wir im folgenden Ranking einen Überblick über Guillermo del Toros bisher erschienene Filme – vom blutigen Actionrausch bis zum melancholischen Meisterstück.
12. Pacific Rim (2013)
Wenn sich gigantische Roboter – die sogenannten „Jaeger“ – im Pazifik mit außerirdischen Monstern, den Kaiju, große Kämpfe liefern, merkt man: Guillermo del Toro hat sich sein kindliches Staunen bewahrt. Pacific Rim ist pures Popcornkino, aber unter der Oberfläche erzählt der Film auch von Schicksalen, die vernetzt sind – wortwörtlich, denn die Piloten müssen sich mental mit den Robotern verbinden, um ihre Maschinen zu steuern.
Spannender als die brachialen Duelle sind die Feinheiten im „Creature-Design“, das von del Toros Begeisterung für handgemachte Monster zeugt. Der Film verbindet Anime-Ästhetik mit Monsterfilm-Traditionen und fügt sich als verspieltes Blockbuster-Zwischenspiel in das Werk des mexikanischen Regisseurs ein, ragt aber nicht an die Kreaitivität und Emotionalität späterer Filme heran.
11. Blade II (2002)
Mit der Fortsetzung des Comic-Erfolgs Blade II lieferte del Toro seinen Beitrag zum modernen Vampirfilm: Der Daywalker Blade (Wesley Snipes) – halb Mensch, halb Vampir – wird diesmal gezwungen, sich mit seinen eigentlichen Feinden zu verbünden, um einer noch fataleren Bedrohung durch die mutierten „Reaper“-Kreaturen zu begegnen.
Del Toro stürzt sich mit sichtbarer Lust ins Actiongenre und zeigt ein Spektakel aus Martial-Arts-Kämpfen und blutigen Szenen. Die Vampire werden – typisch für den Monster-Liebhaber – als tragische Randfiguren gezeigt, wodurch der Film bei allem Effektgewitter immerhin auch eine gewisse emotionale Fallhöhe erhält.
10. Mimic – Angriff der Killerinsekten (1997)
Mit Mimic – Angriff der Killerinsekten taucht del Toro tief in die Schatten des urbanen Raums hinab: Im Untergrund Manhattans hat eine genmanipulierte Kakerlakenart überlebt, die ihre Gestalt ändern kann und langsam zu einer existenziellen Bedrohung für die Menschheit wird. Del Toro zeichnet eine Welt, in der sich wissenschaftliche Experimente, Angst vor einer unbekannten Bedrohung und soziale Vernachlässigung zu einem finsteren Albtraum verweben.
Trotz vieler (ärgerlicher) Eingriffe seitens der Studioverantwortlichen erkennt man die Handschrift del Toros deutlich: das Spiel mit Dunkelheit, eine morbide Poesie in den Monstern – und letztlich eine stille Empathie für das Verstoßene. In diesem frühen Werk zeigt sich außerdem schon del Toros späterer Hang dazu, Horror als emotionales, beinahe trauriges Genre zu begreifen.
9. Hellboy (2004)
Hellboy, der rote Hüne mit Steinfaust und rebellischer Mähne, ist gewiss eine der ikonischsten Figuren in del Toros illustrer Filmografie. Die Geschichte eines von Nazis gerufenen, aber auf der Seite des Guten kämpfenden Halbdämons, der mit Sarkasmus und Melancholie gegen das Übernatürliche antritt, ist mehr als eine routinierte Comic-Adaption. Del Toro verleiht der düsteren Vorlage von Mike Mignola eine poetisch-melancholische Note und kombiniert liebevolles Creature-Design mit Horror und Humor.
Das Zusammenspiel von Hellboy (Ron Perlman) mit seinem Team aus Freaks und Fantasten, ihre Freundschaft, wird zum Kernstück des Films – und damit markiert Hellboy einen entscheidenden Schritt in del Toros Schaffen: die Verbindung von Fantastik und Menschlichkeit, die später in Pans Labyrinth und Shape of Water ihren künstlerischen Höhepunkt finden sollte, kommt hier erstmals zum Vorschein.
8. Cronos (1993)
Schon in seinem Langfilmdebüt erzählt del Toro davon, dass das Monströse nicht grauenvoll, sondern zutiefst menschlich sein kann: Ein alter Antiquitätenhändler (Federico Luppi) entdeckt das geheimnisvolle „Cronos“-Gerät, das ewiges Leben verheißt – aber zur Sucht nach Blut verdammt.
Del Toro inszeniert keine bloße Vampirgeschichte, sondern eine Meditation über Vergänglichkeit, geladen mit religiöse Symbolik und der Sehnsucht nach zweiten Chancen. In der melancholisch-poetischen Stimmung von Cronos ist bereits das spätere Herz seines Werks zu erkennen – hier wechselt sie sich allerdings noch mit einer bisweilen störenden Komik ab.
7. Crimson Peak (2015)
In Crimson Peak entfaltet del Toro seine Liebe zum Gothic – ein Genre, das zwischen Schönheit und Schrecken, Verlangen und Verderben taumelt. Eine junge Autorin Edith (Mia Wasikowska) wird von ihrer Leidenschaft und Neugier in das titelgebende abgelegene Anwesen „Crimson Peak“ gelockt, wo sie schnell zwischen blutigen Visionen, Geistererscheinungen und dunklen Familiengeheimnissen gefangen ist.
Visuell ist dieser Film ein Fest: strahlende Farben, morbide Pracht, endlose Treppenhäuser – das Haus als atmender, unheimlicher Organismus. Jessica Chastain glänzt als undurchsichtige Schwester voller Schmerz und Furor, Tom Hiddleston gibt den tragischen Liebhaber. Erzählerisch bleibt das üppige Schauerdrama allerdings an der Oberfläche.
6. Hellboy II: Die Goldene Armee (2008)
Del Toro setzt in der Fortsetzung von „Hellboy“ noch konsequenter auf seine Märchenliebe: Prinz Nuada (Luke Goss) will die legendäre Goldene Armee reaktivieren, um gegen die Menschheit zu kämpfen – eine sagenumwobene Bedrohung, die der rote (Anti-) Held mit sein Team stoppen muss.
Die Geschichte ist vielschichtiger, nachdenklicher und emotionaler als im Vorgängerfilm. Hellboy II ist ein magisches Fantasy-Roadmovie, bildgewaltig und ein herausragender Beweis dafür, wie viel Herz und Handwerk im modernen Blockbuster stecken könn(t)en.
5. Nightmare Alley (2021)
Nightmare Alley ist Guillermo del Toros düstere Neuinterpretation des gleichnamigen Romans von William Lindsay Gresham – ein stilvoller Neo-Noir, der das Morbide und Menschliche in den Vordergrund rückt. Bradley Cooper spielt den ehrgeizigen Jahrmarktsgauner Stanton Carlisle, der mit Hilfe der Hellseherin Zeena (Toni Collette) und der unschuldigen Molly (Rooney Mara) zum gefeierten Mentalisten aufsteigt – bis ihm die Psychologin Dr. Lilith Ritter (Cate Blanchett) in seinem eigenen Manipulationsspiel zu schlagen droht.
Del Toro inszeniert die Geschichte als eleganten Abstieg in Hybris und Selbsttäuschung, mit prächtiger Ausstattung und düsterer Atmosphäre – Nightmare Alley beweist, wie effektiv er sein finsteres Universum aus Menschlichkeit und Monstrosität auch ohne Fantasy-Elemente entfalten kann.
4. The Devil’s Backbone (2001)
Mit The Devil's Backbone lädt del Toro das Geistergenre zugleich mit erzählerischer Zärtlichkeit und politischer Tiefgründigkeit auf. Ein Waisenhaus bildet, mitten im spanischen Bürgerkrieg, den Schauplatz: Dort lauert der Geist eines ermordeten Jungen, doch das eigentliche Grauen entspringt der Brutalität der Erwachsenen.
Die Kinderfiguren sind authentisch, der Horror nie reißerisch. Die Mischung aus realer Tragödie und übernatürlicher Fabel verleiht dem elegischen Film seinen unverkennbaren Charme: The Devil’s Backbone ist ein stilles, aber nachdrücklich erzähltes Meisterwerk über das Überdauern von Hoffnung im Angesicht größter Grausamkeit.
3. Shape of Water (2017)
Shape of Water ist Del Toros bisher romantischstes Werk – und zugleich ein (nahezu) wortloses Loblied auf das Anderssein in einer entfremdeten Welt. Im Amerika der 1960er Jahre, mitten im Kalten Krieg, verliebt sich eine stumme Putzfrau (Sally Hawkins) ausgerechnet in ein von Geheimdiensten gefangen gehaltenes Amphibienwesen (Doug Jones).
Jedes Bild scheint sorgfältig komponiert und schafft zusammen mit melancholischer Musik und sanftem Licht eine finstere Märchenmagie mitten im kargen Alltag. Das vermeintliche Monster wird darin zur Metapher für alles, was in einer polarisierten Welt abgelehnt wird: Andersartigkeit, Verletzlichkeit und Hoffnung auf ein Glück im Abseitigen.
2. Pans Labyrinth (2006)
Wenige Filme verweben Geschichte und Fantasie so kunstvoll wie Pans Labyrinth. Im Spanien des Jahres 1944 entflieht die junge Ofelia (Ivana Baquero) der grausamen Realität ihres faschistischen Stiefvaters in eine magische Unterwelt voll Prüfungen, Rätsel und gefährlicher Begegnungen. Del Toro erschafft ein poetisches Märchen für Erwachsene – düster, anrührend und zärtlich.
Die bereits jetzt ikonischen Kreaturen, allen voran der Faun und der furchteinflößende „Pale Man“, symbolisieren Hoffnung und Angst zugleich. Die Härte der historischen Welt steht im Kontrast zur surrealen Schönheit der Parallelwelt – beides fließt unter del Toros Anleitung kunstvoll ineinander.
1. Guillermo del Toro’s Pinocchio (2022)
Mit seiner Stop-Motion-Neuinterpretation hebt del Toro die Pinocchio-Erzählung auf eine politische Ebene. Die Handlung wird ins faschistische Italien verlegt, wo der hölzerne Junge auf der Suche nach seiner eigenen Identität, nach Liebe und Akzeptanz gegen Gehorsam, Krieg und Unterdrückung rebelliert. Ein großes Ensemble aus fantastischen Figuren (Stimmen: u.a. Ewan McGregor, David Bradley, Tilda Swinton) verleiht dem Klassiker neue Facetten – und eine herzerwärmende Tiefe.
Pinocchio ist eine melancholische Hymne gegen blinde Folgsamkeit, für Mitgefühl, für Eigensinn – und erweist sich überraschend als del Toros bislang berührendstes, emotional intelligentestes und dringlichstes Werk.
Die Magie der Monster und Märchen: Alle Filme von Guillermo del Toro im Ranking
Die untenstehende Übersicht zeigt, bei welchen Streaming-Anbietern derzeit alle Filme von Guillermo del Toro im Abo, als Kauf- oder Leihoption verfügbar sind.